#Writing Friday: Dieser Sommertag war nicht wie jeder andere…

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Hier kommt ein neuer Beitrag zum #WRITING FRIDAY
von https://readbooksandfallinlove.com/category/meine-wochenaktionen/writing-friday/, den ich bei  https://kathakritzelt.com/ entdeckt habe. Heute lautet die Schreibaufgabe für mich: „Dieser Sommertag war nicht wie jeder andere…“

 

Dieser Sommertag war nicht wie jeder andere,  denn für Jule war der Sommer schon beendet, bevor er überhaupt begonnen hatte. Der Beißattacke durch einen Schäferhund vor acht Wochen, folgte ein langer Krankenhausaufenthalt, mehrere hässliche Wundinfektionen und ein Zeitlupenheilungsprozess. Bei der Entlassung hatte der Arzt ihr gesagt, dass sie die frischen Narben auf keinen Fall der Sonne aussetzen dürfe.

Nun saß sie da. Im Wohnzimmer auf dem Sofa. Im Dunkeln. Das Bein hochgelegt. Den linken Arm herunterhängend wie ein toter Ast. Nutzlos. „Das kommt wieder“, hatte der Arzt gesagt, „Sie brauchen nur Geduld. Viel Geduld“.

„Der hat gut reden, der muss ja all das nicht aushalten“. Jule sagt es ins leere Zimmer. Seit Wochen halten sich bei ihr Wut und Schmerz die Waage. Deshalb hat sie sich zurückgezogen. Will niemanden hören. Niemanden sehen. „Helfen kann mir ja doch niemand, da braucht auch niemand zu kommen“. Nach anfänglichem Zögern haben sich ihre Freundinnen und Freunde wegschicken lassen. Nur Moni ist geblieben. Sie, die in der Gruppe seit jeher nur irgendwie geduldet ist, ist geblieben. Sie kommt immer wieder.

Auch heute steht sie wieder vor der Tür. Jule knirscht mit den Zähnen. Lässt sie trotzdem herein. „Na, wie isset?“, will Moni wissen. „

„Wie soll es denn sein. Immer gleich. Nichts geht vorwärts. Ich darf nicht raus. Alles ein großer Krampf“. Moni nickt. „Ich weiß, ich weiß. Geh schon ins Wohnzimmer, ich komme gleich nach“. Kurz darauf steht sie mit zwei Tassen Kaffee und einem Teller mit Butterkuchen bei Jule. „So. Du isst jetzt in aller Ruhe deinen Kuchen und hörst mir zu“. Sie setzt sich Jule gegenüber.

„Ich versteh dich, Jule. Diese Hundeattacke war ganz furchtbar. Dass du an den Verletzungen noch immer leidest und du schlimme Narben zurückbehalten wirst, macht es nicht besser. Ich weiß auch, dass du den Sommer über alles liebst und es vermisst, in der Sonne zu sein. Wirklich, das verstehe ich. Und trotzdem: Seit Jahren höre ich von dir, wie sehr du es bedauerst, keine Zeit zu haben zum Aquarellieren, zum Zentangle malen, zum Zeichnen, zum kreativen Schreiben, zum Fotos bearbeiten und Fotobücher zu erstellen. Jetzt hast du die Zeit. Jetzt könntest du all das umsetzen. Ob du sie nutzt, liegt ganz allein an dir. Und wenn du es jetzt nicht tust, kannst du dich später nicht beschweren. Schau, ich habe alles dabei, was Du brauchst“. Moni geht in den Flur. Kommt mit einer weinroten Tasche wieder. „Bitteschön“, sagt sie und packt Ölpastellkreiden, einen Aquarellkasten, Pinsel, Wasserbecher, einen Aquarell- und einen Skizzenblock, Bleistifte, Fineliner, Zentangle-Kärtchen und bunte Schreibhefte aus.

„Das, meine Liebe, ist alles, was du brauchst. Jetzt liegt es an dir“, sagt Moni. „Du kannst jederzeit einen Anfang machen“. Moni nimmt die leere Tasche. Faltet sie zusammen. Dreht sich um. „Tschüss“, ruft sie über die Schulter. „Übermorgen komme ich wieder“. Dann fällt die Tür ins Schloss. Jule schaut ihr nach. Sprachlos erst, dann murmelt sie: Dieser Sommertag ist nicht wie jeder andere!“

 

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Geschichte, Bild und Foto: © Judith Manok-Grundler, Überlingen-Aufkirch
4 Kommentare
  1. mutigerleben
    mutigerleben sagte:

    Danke, liebe Katharina,
    ja, so einen Freundin können wir alle brauchen – und sein, auch wenn es manches Mal eine Herausforderung beinhaltet.
    Das hilft dabei, den Blick vom Mangel zur Fülle zu wenden und ich wage zu behaupten, dass dann vieles anders wäre.
    Einen schönen Freitag für dich und sonnige Grüße
    Judith

    Antworten
    • mutigerleben
      mutigerleben sagte:

      Danke dir, Elizzy,
      Das ist toll, dass die Geschichte dir gefällt. Sie ging mir ein paar Tage im Kopf herum, bevor ich sie niedergeschrieben habe.
      Sonnige Sonntagsgrüße
      Judith

      Antworten

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