#Writing Friday: Entscheidung

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Hier kommt ein neuer Beitrag zum #WRITING FRIDAY von https://readbooksandfallinlove.com/category/meine-wochenaktionen/writing-friday/, den ich bei  https://kathakritzelt.com/ entdeckt habe. Heute lautet die Schreibaufgabe für mich: “Schreibe eine Geschichte und flechte die Worte „Zaubertrank, entdeckt, Bergkette, verborgen, Sternenhimmel“ ein.

 

Da stand sie nun. Klein fühlte sie sich im Angesicht der Bergkette, die sich drüben gewaltig in die Höhe hob. Schroffe Felsen glänzten im Alpenglühen. Still. Erhaben. Weit weg. Zu weit für sie.

Ohnehin musste sie vorsichtig sein, um nicht entdeckt zu werden. Seit sechs Tagen schon lebte sie verborgen im Wald. Sie hatte eine aufgelassene Waldhütte gefunden, die ihr Schutz und ein Dach über dem Kopf bot. Langsam hatte sich ihre Angst, im Wald allein zu sein, verloren. Inzwischen kannte sie die Geräusche des Waldes und seiner Bewohner.

Sie dachte daran, wie sie sich vor vier Abenden ein Herz gefasst und sich zum ersten Mal hinausgewagt hatte. Bis zur Lichtung war sie spaziert. Sie wollte die Rehe nicht stören, die dort, unter dem Sternenhimmel, fraßen. Eines der Tiere hatte ihre Witterung aufgenommen. Es war auf sie zugekommen. Vorsichtig. Sie hatte ihm die Hand entgegen- gestreckt. Das Reh schnupperte an ihr und hatte dann seinen Kopf in ihre Hand gelegt. Sie hatte sich erkannt gefühlt. Ihr waren die Tränen gekommen bei dieser unerwarteten, zärtlichen Begegnung.

Seither war sie jeden Abend dort gewesen. Und gestern hatte das Reh sie schon erwartet. Sie hatte es in den Arm genommen. Hatte die Wärme des Tierkörpers an ihrem Körper gespürt. „Bald muss ich wieder zurück“, sagte sie leise. „Meine Vorräte gehen zur Neige und einen Zaubertrank, der mir Hunger und Durst nähme und mein Leben glättete, habe ich leider nicht“.

Das Reh hatte sich an sie gedrängt. Den Kopf an ihre Brust gelegt. Sie war ganz still gestanden. Sie hatte gespürt, wie Kraft in sie floß. Energie sie erfüllte. Sie hatte sich aufgerichtet. „Geh zurück. Warte nicht. Du bist stark. Kannst deinen Weg gehen. Glaube an dich, wie ich es tue und vergiss nicht, ich bin bei dir“. Das Reh hatte den Kopf gehoben. Sie angeschaut. Erst als sie genickt hatte, hatte es sich zurückgezogen.

Da stand sie nun. Fühlte sich klein im Angesicht der Bergkette, die sich drüben gewaltig in die Höhe hob. Zuversicht erfüllte sie. Hoffnung rührte sich.

Und der Mond erschien am Himmel.

 

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Foto: Erwin Grundler, Überlingen-Aufkirch

 

 

14 Kommentare
    • mutigerleben
      mutigerleben sagte:

      Liebe Rina,
      danke für deine Rückmeldung.
      Ich wüsste gar nicht, ob ich es könnte – aber nun, ich habe die Geschichte ja geschrieben. Irgendwoher aus meinen Tiefen kam der Impuls und deshalb nehme ich die Geschichte als meine an; mal sehen, was daraus wird.
      Herzliche Grüße
      Judith

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      • Rina
        Rina sagte:

        Ich könnte mir vorstellen, dass der Anfang noch geht, dann kommt bestimmt eine ungeduldige Phase um dann endgültig zu verschmelzen. So in etwa…
        Der Drang ist wohl da, wie du ja schreibst – sie kommt ja aus deinem Inneren.
        Liebe Grüsse

        Antworten
    • mutigerleben
      mutigerleben sagte:

      Liebe Elizzy,
      herzlichen Dank für deine Rückmeldung. Das ist schön, dass die Geschichte dir gefällt.
      Ich schrieb dir ja schon, dass ich die Themen dieses Mal schwieriger finde als vorher, ich betrachte sie als eine Herausforderung. Aber, wie sagte meine Freundin Isolde gestern: „Die nimmst du ja bestimmt an!“
      Und schau, gestern Abend war innerhalb einer halben Stunde diese Geschichte fertig.
      Hab also herzlichen Dank auch für die Herausforderungen.
      Schöne Grüße,
      Judith

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      • elizzy91
        elizzy91 sagte:

        Das freut mich enorm ❣️ und es ist wichtig auch über sich hinaus zu wachsen und sich an Neuem auszuprobieren! Ich bin schon gespannt auf die anderen Aufgaben! Hab ein tolles Wochenende :)

        Antworten
  1. Katharina
    Katharina sagte:

    Tolle Idee. Sehr inspirierend. Ich glaube, dass solche Momente in der Natur wirklich das Leben verändern können. Alles andere wirkt plötzlich viel bedeutungsloser.
    Grüße, Katharina

    Antworten
    • mutigerleben
      mutigerleben sagte:

      Liebe Katharina,
      danke schön.
      Das stimmt sicher so. Vielleicht haben wir ja alle den Bezug und das Mitleben in der Natur ein Stück weit verloren. Und Bedeutung verleihen wir den Dingen; es ist gut, sich das immer wieder bewusst zu machen.
      Liebe Grüße und einen schönen Tag,
      Judith

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  2. mutigerleben
    mutigerleben sagte:

    Liebe Elizzy,
    da saagst du was…
    Das habe ich in meinem Leben schon oft getan – und vermutlich ist dafür auch kein Ende in Sicht. Aber du hast recht, es hat mir gut getan – und ich bin dadurch um Vieles weiter gekommen.
    Liebe Grüße
    Judith

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      • Corly
        Corly sagte:

        bitte gerne. Ja, das geht mir auch so oft. Dann kommt es einfach über einen und man schreibt drauf los. Aber das wirkt dann ja auch gerade natürlich.

        Bitte gerne.
        LG Corly

        Antworten

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