#Writing Friday: Erinnerungen

Nach der Sommerhitze bringt ein Tiefdruckgebiet Regen und einen Temperaturabfall. So viel ist sicher – die Macht des Sommers ist gebrochen, geht es Claire durch den Kopf. Es ist kühl. Sie zieht die Jacke enger um sich. Schaut sich um. Das Laub der Rebstöcke beginnt sich zu verfärben. Die Beeren hängen in die dichten Trauben an den Stöcken. Die Ernte hat begonnen. „Bald seid ihr abgeerntet und es gibt Trauben, Saft, Most, Wein, Essig und Traubenkern Öl“, sagt Claire zu den Reben.

Vorfreude macht sich in ihr breit. Mit ihren Freundinnen Bine und Melanie wird sie am Wochenende, wie jedes Jahr im September, ins Markgräfler Land fahren.

Wie lange machen wir das schon? Sie rechnet nach. 18 Jahre sind es in diesem Jahr. Mensch, so lange schon.

Claire bleibt stehen. „Was haben wir in diesem 18 Jahren nicht alles miteinander erlebt?“ Sie fragt es laut. Es ist egal, denn sie ist allein. Sie bleibt stehen. Denkt nach. Geht weiter. Jeder Meter ein Gedanke. Sie denkt an das Kennenlernen im Studium. An das gemeinsame Wohnen. An die ersten Berufserfahrungen. An Verliebtheiten und Trennungsschmerz. An Hochzeiten und Babys. An die Kündigung, die Melanies Mann in eine schwere Depression stürzte. An den Tod von Bines Mutter, der ihr noch immer zu schaffen macht. Und an Unfälle und Krankheiten.

Wie im Zeitraffer ziehen all diese Lebenserfahrungen an ihr vorbei. Sie haben mich geformt. Mich zu der werden lassen, die ich jetzt bin. Claire bleibt stehen. „Jetzt gerade ist alles gut. Wir sind alle gesund, haben Arbeit, ein Dach über dem Kopf, Freundschaft und Liebe“. Sie spricht den Gedanken noch einmal laut aus. Verstärkt ihn damit. Nimmt ihn tiefer in sich auf. Wärme flutet sie. Sie öffnet ihre Jacke. Hebt den Kopf. Blinzelt in die Sonne, die es endlich durch die Wolken geschafft hat. „Von diesen Gedanken werde ich den Mädels am Wochenende erzählen und dann feiern wir das Leben“!

Leichtfüßig geht sie weiter. Die Trauben leuchten. Sie auch.

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Wie würdest Du die Wörter unterbringen?

Foto: © Erwin Grundler, Überlingen

Hier kommt ein Beitrag zum #WRITING FRIDAY von https://readbooksandfallinlove.com/2020/08/25/writingfriday-september-2020-die-schreibaufgaben/ den ich bei  https://kathakritzelt.com/ entdeckt habe. Heute habe ich mich dafür entschieden: Schreibe eine Geschichte und flechte darin folgende Wörter mit ein:  Laub, kühl, Gesund, Beeren, Vorfreude

20 Kommentare
  1. Nachtwandlerin
    Nachtwandlerin sagte:

    Liebe Judith,
    ich stand vor drei Wochen auch mitten in den Reben zum Sonnenuntergang und wurde auch so nostalgisch und leicht melancholisch. Herbst und Sonnenuntergang, ein doppelter Abschied. Aber im Herbst und Winter kann man auch wieder zur Ruhe kommen, reflektieren und sich neu sortieren, um im Frühjahr neu durchzustarten. Ich kann deinen Text und die Stimmung darin gut nachfühlen!

    Liebe Grüße
    Alina

    Antworten
    • mutigerleben
      mutigerleben sagte:

      Liebe Alina,
      danke dir.
      Ja, da kommt Wehmut auf. Und klar haben Herbst und Winter andere Qualitäten, die auch wichtig sind. Mir fehlt oft das echte Licht, in diesen dunklen Zeiten.
      Schön, dass du mit dem text etwas anfangen kannst.
      Herzliche Abendgrüße
      Judith

      Antworten
  2. Emma Escamilla
    Emma Escamilla sagte:

    Oh, ich mag die herbstlichen Bilder und die aufkommende Melancholie und Nostalgie. Thema, Jahreszeit, Gefühle – passt alles perfekt zusammen. Schön geschrieben!

    Wünsche dir ein entspanntes Wochenende!
    Emma

    Antworten
  3. carmensbuecherbistro
    carmensbuecherbistro sagte:

    Liebe Judith!
    Das sind wunderschöne Gedanken die sich in deinem Text zusammenfügen und das Bild zum Abschluss rundet das Ganze noch perfekt ab! Ich mag alles was einen positiven Ansatz hat ♥
    Liebe Grüße und einen schönen Sonntag noch!
    Carmen

    Antworten
    • mutigerleben
      mutigerleben sagte:

      Vielen herzlichen Dank, liebe Carmen.
      Freut mcih, dass es dir gefällt – und ja, ich finde einen positiven Ansatz auch wichtig.
      Dir noch einen schönen Abend und eine gute Woche.
      Herzlich
      Judith

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