#Writing Friday: Kurt

Kurt war zum Mörder geboren, könnte man meinen, wenn da nicht immer wieder das Zeichen „Error“ aufgeleuchtet wäre. Sein Schöpfer, ein Autokrat schlimmsten Kalibers, hatte die besten Wissenschaftler der Welt entführen lassen. Sie sollten ihm Kurt bauen, einen gnadenlosen Killer in Menschengestalt. Kurt sollte wie der nette Junge von nebenan wirken. Unscheinbar, harmlos, freundlich und hilfsbereit. In Wirklichkeit aber sollte er jeden ausschalten, der sich offen gegen den Herrscher stellte – mehr noch, auch jeden Einzelnen, der nur einmal negativ über den Herrscher dachte.

Die Würfel waren gefallen. Alles war gut gelaufen. Die Wissenschaftler hatten getüftelt und erprobt und verworfen und erneuert. Nun war Kurt fertig. Zum Mörder geboren. Kaltblütig, schnell, lautlos. Eine Maschine des Todes. Der erste Versuch war wie geplant verlaufen. Der verantwortliche Wissenschaftler setzte Kurt in Bewegung und drückte den roten Knopf. Das Opfer war schnell ausgelöscht.

Aber schon beim zweiten Versuch, tat Kurt nicht, was er sollte. Statt den Arzt zu töten, der sich weigerte, seine Patienten zu vergiften, verhalf ihm Kurt zur Flucht. Und so ging es weiter. Kurt entwickelte ein Eigenleben. Nichts, was die Wissenschaftler unternahmen, konnte Kurt stoppen. Da half alles Toben und wüten nichts. Keine Drohung änderte etwas daran. Und jeder Versuch, Kurt zu zerstören, ging daneben. Kurt half Menschen bei der Flucht auf eine einsame, unbewohnte Insel. Dort gründeten die Menschen, mit Kurt an der Spitze, einen neuen Staat. Die Menschen leben zusammen, ohne sich zu bekriegen. Sie teilten, was sie hatten und begegneten einander mit Respekt.

Und weil sie nicht gestorben sind, lebt ein Teil von ihnen in jedem Menschen weiter. Diejenigen die wollen, finden ihn in sich.

 

|WERBUNG WEGEN NAMENSNENNUNG UND VERLINKUNG, UNBEZAHLT|

 

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Woher das jetzt kam, weiß ich selbst nicht so genau … das ist normalerweise nicht mein Genre.

Foto: © Judith Manok-Grundler, Überlingen

 

Hier kommt ein Beitrag zum #WRITING FRIDAY von https://readbooksandfallinlove.com/2020/06/23/writingfriday-juli-2020-die-schreibaufgaben/ den ich bei  https://kathakritzelt.com/ entdeckt habe. Heute habe ich mich dafür entschieden: Schreibe eine Geschichte, die mit dem Satz “Kurt war zum Mörder geboren, könnte man meinen, wenn da nicht…” beginnt.

13 Kommentare
  1. Seelenstreusel
    Seelenstreusel sagte:

    Liebe Judith,
    deine Geschichte nimmt eine sehr schöne Wende. Anfangs wurde es mir ganz anders (denn wer weiß, wozu die Wissenschaft tatsächlich noch alles kommt?), aber diese Wendung zum „Menschenretter“ hin gefällt mir sehr sehr gut. <3 Es bleibt zu hoffen, dass auch die Menschheit irgendwann merkt, dass man mit gegenseitigem Respekt und ohne Kriege bzw. Machtbesessenheit eine viel schönere Welt erleben kann.
    Viele liebe Grüße,
    Karina

    Antworten
  2. mutigerleben
    mutigerleben sagte:

    Liebe Karina,
    danke dir für deine Rückmeldung.
    Ich hab‘ es nicht so mit solchen Themen, deswegen habe ich einen ausweg gebraucht und da war es plötzlich „einfach da!“
    Herzliche Grüße
    Judith

    Antworten
    • mutigerleben
      mutigerleben sagte:

      Danke, Carmen – anfangs war ich in der Tat auch skeptisch, ich kann nicht sagen, woher der Anfang kommt, aber dann lief es – tatsächlich ein Selbstläufer.
      Der letzte Satz „musste“ sein – denn ich bin tatsächlich davon überzeugt, dass wir alle so etwwas in uns tragen.
      Abendgrüße zu dir
      Judith

      Antworten

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