Spätsommer?

Eigentlich ist schon Spätsommer, hörte ich gestern jemanden sagen. Ich erschrak- denn nach dem Spätsommer kommen unweigerlich Herbst und Winter mit Nebel und Kälte. Mir wurde bewusst, wie gern ich den Sommer ausdehne: Ich spreche vom Spätsommer, vom Altweibersommer, vom Frühherbst.

Natürlich weiß ich, dass das nur ein Gedankenspiel ist: Der Herbst kommt dennoch und auf ihn folgt der Winter. Und ja: Ich kann mich auch am Herbst freuen. Seine lodernden Farbenwärmen mich. Ob der reichen Ernte empfinde ich Dankbarkeit. Ich mache es wie Frederick und sammle neben Sonnenstrahlen auch Farben und Worte.

Ich kenne den Rhythmus des Jahres. Weiß um die Polarität des Jahres. Um die Notwendigkeiten, die damit einhergehen. Vielleicht ist es die aktuelle Situation, die es mir in diesem Jahr schwerer macht. Dieses „nicht wissen, was kommt“. Wobei – wenn ich genauer darüber nachdenke – wusste ich das in den Jahren zuvor ja auch nie. Es war nur auf eine andere Weise präsent oder weniger.

Und jetzt? Was fange ich damit jetzt an? Es bleibt mir immer die Wahl: Mich runterziehen lassen von der Angst oder trotzdem mit Hoffnung dem Herbst und Winter entgegensehen. Es tut gut, wenn ich mich dazu meiner Widerstandskraft versichere. Wenn ich mir bewusst mache, was ich schon alles durchgestanden habe. Wenn ich weiß, was ich dazu beigetragen habe, schwere Zeiten zu überstehen. Schlicht: Wenn ich um meine Kräfte weiß.

Was hilft noch: Im Jetzt zu sein, statt in der Zukunft oder der Vergangenheit. Jetzt kann ich mich freuen am Blau des Himmels, an Schäfchenwolken, an Segelbooten auf dem See, an Himbeeren, frisch aus dem Garten, an der Ruhe in meinem Arbeitszimmer, an Sonnenwärme auf der Haut, an meiner Lebendigkeit, am unterwegs sein können und am Lachen.

Jetzt kann ich genießen, wenn ich es will. Darum lege ich jetzt den Stift weg und gehe staunen. Ein Gänseblümchen findet sich bestimmt

 

 

 

 

 

Wie geht es Dir mit dem Spätsommer und ist es für Dich schon soweit?  

Foto: © Erwin Grundler   

 

 

 

0 Kommentare
  1. B.M.
    B.M. sagte:

    Liebe Judith,
    danke für Deinen Besuch auf meinem Blog.
    Der Gedanke den Sommer auszudehnen, ist nicht so meins. Früher als Kind vielleicht, weil man dachte, dadurch die Ferien zu verlängern. Heute ist mir alles zwischen Mitte Juni und Mitte September einfach zuviel. Zu laut, zu warm, zu hell. Das Wetter lähmt mich, statt aktiv zu sein.
    Ich liebe den Frühling und den Herbst. Sogar dem November kann ich was abgewinnen, was nicht immer einfach war.
    Liebe Grüße
    Birgit

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    • mutigerleben
      mutigerleben sagte:

      Liebe Birgit,
      bitte, sehr gern.
      Mir ist der Sommer auch zu heiß, aber das Hell kann ich gut gebrauchen. Und aktiv sein hat bei mir gut geklappt.
      Ich verstehe, wenn es bei dir anders ist.
      Der November ist so gar nicht meins. Wir haben hier am See im November manchmal Tage, da wird es überhaupt nicht hell.
      Ich wünsche dir gute Tage – für was auch immer.
      Liebe Grüße
      Judith

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